
Sehnen (Tendonen): Anatomie, Funktion und Bedeutung für den Körper
Sehnen sind essenzielle Bestandteile des menschlichen Bewegungsapparates. Sie verbinden Muskeln mit Knochen und übertragen die Muskelkraft auf das Skelettsystem. Dadurch ermöglichen sie Bewegung und stabilisieren die Gelenke. Ihre Struktur, Funktion und gesundheitliche Bedeutung werden oft unterschätzt, obwohl sie eine zentrale Rolle für die biomechanische Integrität des Körpers spielen.

Anatomie und Aufbau von Sehnen
Sehnen bestehen aus dichtem, parallel angeordnetem kollagenem Bindegewebe. Die Hauptbestandteile sind:
- Kollagenfasern (Typ I): Sie verleihen Sehnen ihre hohe Zugfestigkeit.
- Elastische Fasern: Diese ermöglichen eine gewisse Dehnbarkeit.
- Wasser: Etwa 60-70 % des Sehnengewebes besteht aus Wasser.
- Proteoglykane: Sie sind wichtig für die mechanischen Eigenschaften und Wasserbindung.

Die Sehnenstruktur ist hierarchisch aufgebaut:
- Tropokollagen → 2. Mikrofibrillen → 3. Fibrillen → 4. Faszikeln → 5. Gesamte Sehne
Diese Anordnung sorgt für eine hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber Zugkräften.

Wichtige Sehnen im menschlichen Körper
Sehnen sind im gesamten Körper verteilt, einige spielen jedoch eine besonders wichtige Rolle:
- Achillessehne: Die stärkste und dickste Sehne im Körper, verbindet die Wadenmuskulatur mit der Ferse.
- Patellasehne: Verbindet die Kniescheibe mit dem Schienbein und ist entscheidend für die Kniestreckung.
- Supraspinatussehne: Befindet sich in der Schulter und ist oft von Verletzungen betroffen.
- Bizepssehne: Verbindet den Bizepsmuskel mit dem Unterarmknochen und ist für Armbewegungen essenziell.
- Fingersehnen: Ermöglichen die Bewegung der Finger durch Muskelkontraktion im Unterarm.

Funktion und mechanische Eigenschaften
Sehnen sind mechanisch so ausgelegt, dass sie Belastungen widerstehen, ohne ihre Integrität zu verlieren. Ihre Hauptfunktionen umfassen:
- Kraftübertragung: Sie leiten die Kontraktionskraft des Muskels auf den Knochen weiter.
- Energiespeicherung und -freisetzung: Vor allem elastische Sehnen wie die Achillessehne können Energie speichern und freisetzen, um Bewegungseffizienz zu verbessern (z. B. beim Laufen).
- Gelenkstabilisierung: Sehnen helfen, Gelenke in der richtigen Position zu halten und Verletzungen vorzubeugen.

Sehnenverletzungen und Heilung
Aufgrund der hohen Belastungen, denen Sehnen ausgesetzt sind, können sie Verletzungen erleiden. Typische Sehnenverletzungen sind:
- Tendinitis (Sehnenentzündung): Akute Entzündung aufgrund von Überlastung oder Mikrotraumata.
- Tendinose: Chronische Schädigung durch degenerative Prozesse ohne entzündliche Reaktion.
- Sehnenrisse: Komplette oder partielle Rupturen, die oft operative Eingriffe erfordern.

Sehnen heilen langsamer als andere Gewebe, da sie nur eine geringe Durchblutung aufweisen. Therapien umfassen:
- Physiotherapie: Gezielte Übungen zur Stärkung der Sehne.
- Exzentrisches Training: Wissenschaftlich belegt als effektive Methode zur Sehnenheilung (Alfredson-Protokoll).
- PRP-Therapie (Platelet-Rich Plasma): Kann die Regeneration unterstützen.
- Operative Eingriffe: Bei kompletten Rissen oft notwendig.
Wissenschaftliche Erkenntnisse zu Sehnen
Studien zeigen, dass Sehnen durch Training und Ernährung positiv beeinflusst werden können:
- Kollagen-Supplementation: Eine Studie von Baar (2017) legt nahe, dass Kollagen mit Vitamin C die Sehnenregeneration fördern kann.
- Exzentrisches Training: Untersuchungen von Cook & Purdam (2009) zeigen, dass exzentrisches Training eine der besten Methoden zur Behandlung von Tendinopathien ist.
- Sehnenanpassung: Forscher um Magnusson et al. (2010) fanden heraus, dass Sehnen durch mechanische Belastung dicker und belastbarer werden.

Fazit
Sehnen sind unverzichtbar für Bewegung, Kraftübertragung und Gelenkstabilität. Ihre komplexe Struktur und Funktion machen sie anfällig für Verletzungen, die durch gezieltes Training und Ernährung verhindert oder behandelt werden können. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass sowohl mechanische als auch ernährungsbedingte Faktoren zur Sehnengesundheit beitragen.